Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Sachverständigenrat erhöht deutsche Wachstumsprognose für 2018 leicht

Erscheinungsdatum Website: 21.03.2018 17:15:16
Erscheinungsdatum Publikation: 22.03.2018

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BERLIN (Dow Jones)--Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat sich noch optimistischer für die Wachstumsentwicklung in Deutschland gezeigt als bei seiner vorangegangenen Prognose im November 2017. Die fünf Wirtschaftsweisen sehen die deutsche Wirtschaft in einer Hochkonjunktur - sie warnen aber auch vor Gefahren für das Wachstum, auf das eine Protektionismus-Spirale "deutliche negative Auswirkungen" hätte. Nach der neuen Prognose der Ökonomen wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 2,3% wachsen und im kommenden Jahr um 1,8 Prozent. Sie erhöhten damit ihre Prognose für 2018 um 0,1 Prozentpunkt.

"Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft setzt sich fort", hob der Sachverständigenrat (SVR) hervor. Im Vergleich zur Prognose des Jahresgutachtens vom November leisteten die Ausfuhren einen etwas höheren Wachstumsbeitrag, während der Beitrag der inländischen Nachfragekomponenten geringer ausfalle. Die Exporte sollen 2018 um 6,6% und 2019 um 4,3% zulegen und die Importe dieses Jahr um 6,4% und 2019 um 5,2 Prozent. Der private Konsum wird nach der SVR-Prognose 2018 um 1,3% und 2019 um 1,7% zulegen.

"Nach dem kräftigen Wachstum der vergangenen Jahre befindet sich die deutsche Wirtschaft somit in einer Hochkonjunkturphase", unterstrichen die Wirtschaftsforscher. Die Zuwachsraten des BIP würden in den Jahren 2018 und 2019 somit voraussichtlich oberhalb des geschätzten Potenzialwachstums von 1,3% liegen, "so dass die Überauslastung der deutschen Wirtschaft weiter zunimmt".

Expansive Geldpolitik trägt zu zunehmender Überauslastung bei

Auf dem Arbeitsmarkt habe die Anzahl der Erwerbstätigen einen neuen Höchststand erreicht, die Relation von Arbeitslosen zu offenen Stellen sei auf dem niedrigsten Stand in 25 Jahren. Die Arbeitslosenzahl soll 2018 auf 2,373 Millionen und 2019 auf 2,275 Millionen sinken. Die Knappheit an Arbeitskräften dürfte die Wachstumsdynamik zunehmend bremsen, erwarteten die Ökonomen.

In dieser konjunkturellen Konstellation trage "die anhaltend expansive Geldpolitik der EZB dazu bei, dass die Überauslastung weiter zunimmt". Würden die geplanten fiskalischen Maßnahmen des Koalitionsvertrags von Union und SPD umgesetzt, gingen hiervon zusätzliche expansive Impulse aus.

Weltwirtschaft dürfte 2018 um 3,4% wachsen

Zu der leichten Aufwärtsrevision der Prognose trägt nach dem Urteil der fünf Weisen vor allem das nochmals verbesserte außenwirtschaftliche Umfeld bei. Die Weltwirtschaft erlebe derzeit die erste synchrone Expansionsphase seit Ausbruch der Finanzkrise vor rund zehn Jahren. Der Sachverständigenrat hob deshalb auch seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2018 leicht auf 3,4% an und erwartete für 2019 einen Anstieg von 3,1 Prozent. Für den Euroraum prognostizierte das Gremium Zuwachsraten des BIP von 2,3% in diesem und 1,9% im kommenden Jahr.

Die Wirtschaftsexperten warnten aber auch vor Gefahren für die weitere Entwicklung. "Die positiven Wachstumsaussichten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zuletzt zugenommen haben", erklärten sie. Neben dem Wahlergebnis in Italien und dem unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen trage hierzu insbesondere die von den USA angekündigte Zollerhöhung auf Stahl und Aluminium bei.

Für die Fortsetzung des globalen Aufschwungs sei ein reibungslos funktionierender Welthandel von zentraler Bedeutung. "Eine Spirale aus protektionistischen Maßnahmen hätte deutliche negative Auswirkungen auf die globale und die deutsche Wirtschaft", warnten die Wirtschaftsweisen.

DJG/ank/hab

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