Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche Börse wird eigene Ziele wohl nicht erreichen

Erscheinungsdatum Website: 20.02.2018 15:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 21.02.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Turbulenzen an den Finanzmärkten nach dem Flashcrash an der Wall Street kamen für die Deutsche Börse zu spät. Die Eschborner werden bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr die eigenen Ziele wohl nicht erreicht haben. Die niedrige Volatilität hat dem Börsenbetreiber einen Strich die Rechnung gemacht.

Die Anleger dürften das Geschäftsjahr 2017 aber bereits abgehakt haben. Sie interessiert vielmehr, wie es unter dem neuen Chef Theodor Weimer weitergeht, der am 1. Januar die Nachfolge von Carsten Kengeter angetreten hat. Die Deutsche Börse wird die Geschäftszahlen am kommenden Dienstag, voraussichtlich nach Börsenschluss, veröffentlichen.

Bereits mit der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen hat die Deutsche Börse eingeräumt, dass die Ziele für 2017 wohl nicht mehr erreicht werden. Die geringe Volatilität an den Märkten hat zur Folge, dass der Absicherungsbedarf der Investoren, der in der Regel über Derivate erfolgt, nur gering ist. Laut der DZ Bank ging die Zahl der gehandelten Finanzderivate um 3% zurück. Der Rückgang bei Aktienindexderivaten und Aktienderivaten konnte vom Anstieg bei Zinsderivaten nicht kompensiert werden.

Die Deutsche Börse hat für das abgelaufene Jahr ein Wachstum der Nettoerlöse von 5 bis 10% zum Vorjahr angestrebt. Mit dem Ergebnis soll es um 10 bis 15% nach oben gegangen sein. Im Konsens rechnen Analysten für 2017 aber nur mit Nettoerlösen von 2,442 Milliarden Euro nach 2,389 Milliarden im Vorjahr, was einem Plus von 2% entspricht. Die DZ Bank rechnet beim bereinigten EBIT mit einem Plus von 4%, die UBS taxiert den Anstieg auf 3%. Das bereinigte Nettoergebnis soll laut UBS um 6% steigen.

Viel interessanter ist der Ausblick auf das neue Jahr. Die Deutsche Börse hat zwar die Ziele für 2018 und 2019 bestätigt - diese entsprechen den Zielen für 2017 -, allerdings ist unklar, ob diese unter Weimer revidiert werden. Der neue CEO dürfte sich mit seiner Entscheidung Zeit lassen. Die UBS geht davon aus, dass sich der neue Chef erst auf dem Investorentag Ende Mai äußern wird und dann auch seine Unternehmensstrategie vorstellen wird. Größere Übernahmen hat Weimer bereits ausgeschlossen, was nach dem Scheitern der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) unter seinem Vorgänger Kengeter nicht überrascht.

Die UBS ist derweil zuversichtlich, dass die Deutsche Börse die bislang gültigen Ziele für 2018 erreichen wird. Dem Börsenbetreiber spielen dabei verschiedene positive Entwicklungen in die Hände. Vermutlich drei bis vier Zinserhöhungen in den USA 2018 werden einen Anstieg der Zinserträge auf bei der Tochter Clearstream in Dollar gehaltene Kundengelder zur Folge haben. Die Analysten rechnen auch damit, dass sich die für viel Geld erworbene Devisen-Plattform 360T besser entwickeln wird, nachdem die Erwartungen bislang nicht erfüllt wurden. Und im Commodity-Bereich sollte der Kauf der Rohstoff-Plattform Nodal für steigende Erlöse sorgen.

Am spannendsten ist aber die Entwicklung im OTC-Geschäft. Im Januar stieg das durchschnittliche tägliche Volumen im außerbörslichen Zinssegment um den Faktor sieben auf 35 Milliarden Euro. Dazu beigetragen hat das im vergangenen Oktober initiierte Partnerschaftsprogramm, bei dem die Deutsche Börse den Gewinn mit den zehn aktivsten Teilnehmern teilt. Die Akteure sollen auf diesem Weg ermuntert werden, ihre Clearing-Aktivitäten verstärkt nach Frankfurt zu verlagern.

Bislang ist London im OTC-Geschäft mit Zinsderivaten mit weitem Abstand Marktführer. Die Deutsche Börse hofft, dass nach einem Brexit ein Teil des lukrativen Geschäfts in die Eurozone abwandern wird, möglicherweise auch wegen regulatorischer Änderungen. Das OTC-Clearing der Eurex scheint der LCH, dem Clearinghaus der LSE, zunehmend Konkurrenz zu machen. Wie die Eschborner jüngst mitteilten, stelle eine zunehmende Zahl von Banken mittlerweile für von der Eurex Clearing und der LCH verrechnete Swaps die gleichen Spreads.

DJG/mpt/jhe

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