Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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2018 schwierig für Aktien - doch Gold glänzt wieder

Erscheinungsdatum Website: 16.01.2018 16:40:04
Erscheinungsdatum Publikation: 17.01.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Phase der extrem niedrigen Volatilität an den Börsen dürfte bald zu Ende gehen. Stattdessen dürfte das Jahr 2018 wieder von größeren Rücksetzern im Verlauf geprägt werden, so der übereinstimmende Tenor jetzt auf einer Investoren-Veranstaltung von Wellenreiter-Invest, Zwermann Financial und Sentix. Während Sentix und Zwermann Financial sogar von einem Ende der Aktien-Hausse ausgehen, meint Wellenreiter-Invest allerdings, unter dem Strich werde sich auch 2018 wieder als positives Börsenjahr erweisen. Als einen der Favoriten für 2018 haben alle drei Häuser das Edelmetall Gold ausgemacht.

"Der zyklische Boom ist wohl noch nicht vorüber, da laut Dekaden-Muster sowohl 2018 als auch 2019 noch Gewinne versprechen", sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Zwar dürften die US-Leitzinsen weiter steigen, die Rendite der US-Langläufer dürfte aber im Sommer bei 3 Prozent nach unten drehen. Damit blieben die Aktien in der Wohlfühl-Bandbreite der Inflation zwischen 1 und 3 Prozent. Da die Inflation stärker steige als der Zins, dürften die Realzinsen fallen: "Gut für den Goldpreis", so Rethfeld. Sollte die Feinunze über 1.400 Dollar ausbrechen, habe sie Potenzial in den Bereich 1.500 bis 1.600 Dollar.

Andererseits sollten sich Anleger bereits im ersten Quartal an der Wall Street auf einen deutlichen Rücksetzer einstellen. Sowohl der S & P-500 als auch der Nasdaq Composite seien im Monatschart bereits in der Nähe der oberen Trendkanallinien angekommen, im S & P liege sie bei 3.000 Punkten, im Nasdaq bei knapp 8.000 Punkten. Das spreche für ein baldiges Auslaufen der Aufwärtswelle. Nach einer weiteren Aufwärtswelle im zweiten Quartal könnte die Wall Street im dritten Quartal mit der steigenden Inflation unter einem weiteren Rücksetzer leiden, erwartet er.

Dann könnte der VIX, der Index für die Volatilität an der Wall Street, auf mindestens 20 steigen. 10 bis 15 Prozent Korrektur sind dann drin, so Rethfeld. Das vierte Quartal könnte dann laut Rethfeld wieder für stärkere Kursgewinne sorgen und damit für ein positives Gesamtjahr.

In Europa seien Stoxx-600 und KDAX an früheren Hochs und damit an wichtigen Widerständen angekommen. "Es dürfte erst einmal schwierig sein, diese Widerstände zu überwinden", sagt er.

Im Euro-Dollar glaubt der Analyst von Wellenreiter zunächst nicht an einen Anstieg über den Widerstandsbereich bei 1,25 bis 1,26 Dollar. Denn die Spekulation im Euro sei bereits sehr hoch.

Risikoverhalten wie in Manie-Phasen - Sentix

"Die Anleger schreiben den Status Quo mit den niedrigen Schwankungen fort", sagte Manfred Hübner vom Analyse-Haus Sentix. "Damit hat die Hausse ein Stadium erreicht, in der sie sehr verwundbar ist", warnt er. Das Risiko-Verhalten habe "die Qualität früherer Manie-Phasen".

"Wir erwarten, dass die längste Hausse aller Zeiten zu Ende geht oder wenigstens unterbrochen wird", so Hübner. Die Aktienmärkte seien stark überkauft, der RSI für den Dow Jones liege mit gut 92 auf Rekordniveau. In solch überkauften Märkten sei für gewöhnlich in den kommenden zwölf Monaten keine Rendite zu erwarten.

Daneben seien die Aktienmärkte bereits sehr hoch bewertet, wie das Shiller-KGV zeige. Mit 32 liege dieses an der Wall Street auf dem Niveau von 1929. Die Zinsmärkte witterten dagegen bereits, dass das konjunkturelle Momentum abflache.

Auch die Konjunkturerwartungen hielten mit der aktuellen Lage laut den Konjunkturumfragen von Sentix und ZEW nicht mehr mit. "Die konjunkturell beste Phase liegt hinter uns", sagt Hübner.

Daneben dürfte auch der monetäre Gegenwind für die US-Wirtschaft und den Aktienmarkt zunehmen. Die Anleger seien gewohnt, dass es die Notenbanken "schon richten", die Käufe der Notenbanken gingen in diesem Jahr aber deutlich zurück.

"Gerade das zweite und dritte Quartal dürfte mit dem Comeback der Inflation erhebliche Volatilitätsschübe offenbaren", so Hübner. Besonders passive Produkte könnten sich dieses Jahr als Verlierer erweisen, warnt er. Ende des Jahres könnten die Märkte dann einen Teil der Verluste wieder aufholen.

Positiv überraschen könnte der Goldpreis. Hier seien mit dem erwarteten Comeback der Inflation Preise um 1.600 Dollar je Unze möglich.

Rohstoffe aussichtsreich

Chris Zwermann von Zwermann Financial setzt in diesem Jahr vor allem auf Rohstoffe. Als seinen "Rohstoff des Jahres" nennt er Nickel. "Die Weltkonjunktur boomt, die Arbeitsmärkte sind angespannt, und die Inflation kehrt zurück", sagt er. Der Dollar bleibe unter Druck, weil die Anleger Verluste am US-Anleihenmarkt begrenzten, solange die Zinsen am US-Markt stiegen. Zum Jahresende seien 1,29 Dollar je Euro möglich.

In diesem Umfeld seien Rohstoffe und rohstoffabhängige Börsen wie der russische Aktienmarkt aussichtsreich. Den südamerikanischen Börsen räumt er wegen des Reichtums an Rohstoffen und des verbliebenen Zinssenkungspotenzials ebenfalls Potenzial ein. Auch der Athex in Athen habe - besonders kurzfristiges - starkes Aufwärtspotenzial.

Zum DAX meint er, dieser könnte noch in diesem Quartal neue Allzeithochs bei gut 14.000 Punkten erreichen, im Sommer seien dann aber Stände knapp unter 11.000 Punkten möglich. Auch beim S & P-500 sieht Zwermann deutliches Rückschlagspotenzial. "Und in Bonds sollten Anleger so wenig wie möglich investiert sein", so Zwermann. "Hier können Anleger eigentlich nur Geld verlieren", meint der Kapitalmarktexperte.

DJG/hru/cln

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