Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bank of England steckt weiter im Brexit-Dilemma

Erscheinungsdatum Website: 12.12.2017 18:00:02
Erscheinungsdatum Publikation: 13.12.2017

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) bleibt weiter in einem Brexit-Dilemma gefangen. Auf der einen Seite hat der vom Austrittsvotum bedingte Pfund-Absturz die Importpreise und damit die gesamte Inflationsrate auf über 3 Prozent nach oben getrieben. Auf der anderen Seite sorgen die zähen Gespräche über die künftigen Beziehungen mit der EU für erhöhte Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten. Am 2. November hatte der BoE-Rat den Leitzins zum ersten Mal seit zehn Jahren erhöht, um die Inflation wieder auf das Ziel von 2 Prozent zurückzubringen.

Der Leitzins liegt jetzt bei 0,50 Prozent. So kurz nach dem ersten Anstieg wird die BoE am Donnerstag den Schlüsselsatz nicht erneut antasten. "Niemand erwartet eine weitere Anhebung der Leitzinsen", sagt Commerzbank-Experte Peter Dixon. "Anders als in den letzten sechs Sitzungen dürfte dies auch einstimmig beschlossen werden. Denn es gibt keinen Grund für eine weitere Zinserhöhung, und diejenigen, die letzten Monat für unveränderte Zinsen plädiert hatten, werden kaum für eine Zinssenkung votieren."

In den nächsten drei Jahren ist gemäß den BoE-Projektionen mit jeweils zwei Zinsschritte zu 25 Basispunkten zu rechnen. Die Märkte zeigen sich sehr skeptisch, ob die BoE diesen Zinspfad wirklich beschreiten wird: Für das kommende Jahr wird am Markt einer Zinsanhebung bis Mitte 2018 derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zugemessen.

"Wir gehen davon aus, dass die auch im kommenden Jahr hohe Unsicherheit über die Modalitäten des Brexit die BoE von einem weiteren Zinsschritt abhalten wird", sagt Dixon. "Zudem dürfte der durch das schwächere Pfund erzeugte Inflationsdruck im kommenden Jahr wieder abnehmen. Nur wenn die Wirtschaft merklich anziehen würde, könnte dies der BoE als Vorwand für eine vorbeugende Zinserhöhung dienen."

DJG/apo/hab

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