Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Chef der US-Börsenaufsicht SEC warnt Investoren vor Bitcoin

Erscheinungsdatum Website: 12.12.2017 17:45:04
Erscheinungsdatum Publikation: 13.12.2017

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WASHINGTON (Dow Jones)--Die oberste Regulierungsbehörde der Wall Street hat vor der Geldflut in den Bitcoin-Handel und andere Krypto-Währungsmärkte gewarnt. Die weniger regulierten Bereiche der Finanzwirtschaft würden beträchtliche Risiken für Kleinanleger bergen, mahnte die US-Börsenaufsicht SEC.

SEC-Chairman Jay Clayton veröffentlichte eine längere Stellungnahme, in der er seine Bedenken zu der von der SEC nicht regulierten Bitcoin darlegte, sowie zu anderen Deals, die von der Euphorie rund um die Kryptowährung profitieren. Die Securities and Exchange Commission (SEC) ist besonders hart gegen die Neueinführung digitaler Münzen (initial coin offering - ICO) vorgegangen, bei denen Startups Geld sammeln.

Investoren glauben, "dieses Mal ist es anders"

"Die Social-Media-Plattformen und Finanzmärkte der Welt sind begeistert von Krypto-Währungen und Münzerstausgaben", sagte Clayton. "Es gibt Geschichten von Vermögen, die gemacht wurden und von denen man träumte, sie zu machen. Wir hören den vertrauten Refrain, 'dieses Mal ist es anders.'"

Claytons Warnung kam am gleichen Tag, an dem die SEC intervenierte, um die Einführung einer neuen Münze zu stoppen, die eigentlich nach den langjährigen Regeln der Regulierungsbehörde für Wertpapierverkäufe hätte durchgeführt werden sollen. Weil dem nicht so war, bekamen die Anleger nicht die umfangreichen Plfichtangaben, die fundierte Investitionsentscheidungen ermöglichen. Die Munchee Inc bot den Anlegern ein neues digitales Token namens MUN im Tausch gegen die digitalen Münzen Bitcoin oder Ether an und wollte damit eigentlich rund 15 Millionen US-Dollar einsammeln.

Bitcoin-Futures werden von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC), einer Schwesteragentur der SEC, reguliert. Die CFTC genehmigte den Kontrakt, der am Sonntag mit dem Handel an der Cboe Global Markets Inc begann, und schuf damit einen neuen Weg für die Verbreitung von Bitcoin. CFTC-Chairman Christopher Giancarlo sagte, dass er die Erklärung von Clayton unterstütze.

"Virtuelle Währungen sind anders als alle Waren, mit denen sich die CFTC in der Vergangenheit befasst hat, und ich weiß, dass sie auch für die SEC eine Herausforderung darstellen", sagte Giancarlo. "Investoren sollten sich der potenziell hohen Volatilität und des Risikos in diesen Märkten bewusst sein."

Der Preis für Bitcoin stieg im Futures-Handel auf dem Cboe-Markt am Montag auf 17.840 US-Dollar, und damit über den Spotpreis, der auf CoinDesk um 18:15 Uhr Ostküstenzeit am Montag mit 16.953 Dollar notierte. Der größere Wettbewerber der Cboe, die CME Group Inc, plant, in der nächsten Woche Bitcoin-Futures auf den Markt zu bringen.

Eine mit den Überlegungen von Clayton vertraute Person sagte, dass er seine Ansichten jetzt geäußert habe, weil der Anstieg des Bitcoin-Preises Kleinanleger in seinen Bann gezogen habe und weil die vorherigen Aussagen der SEC zu Bitcoin und der Einführung neuer Münzen großes Interesse hervorgerufen hätten.

SEC erhebt Anspruch auf ICO-Regulierung

Die SEC hat Anspruch auf die Regulierung der Erstausgabe digitaler Münzen erhoben, weil es sich dabei ihrer Ansicht nach auch um Wertpapieremissionen handelt. Laut Clayton wurden aber "bis heute keine ICOs bei der SEC registriert", ein Hinweis darauf, dass die Agentur mehr Durchsetzungsmaßnahmen gegen die Geschäfte ergreifen könnte.

Clayton Stellungnahme enthielt 14 Themen, die Investoren vor dem Kauf einer Krypto-Währung oder von ICOs erfragen sollten. Zu den Fragen gehörte auch, ob jemand, der ein Projekt fördert, dafür bezahlt wurde, es zu bewerben, welche Rechtsmittel die Anleger haben, falls etwas schief geht, und ob neue Investitionserlöse dazu verwendet werden, andere Investoren "auszuzahlen" - ein Zeichen für ein Schneeballsystem.

Der SEC-Chairman warnte auch die an den Deals beteiligten Fachleute - Makler, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte -, dass auch sie haftbar gemacht werden könnten, wenn sich herausstellt, dass eine Münzerstausgabe oder ein ähnliches Geschäft gegen Wertpapiergesetze verstoßen hat. Börsen oder ähnliche Plattformen, die den Handel mit bestimmten digitalen Tokens erlauben, könnten mit dem Gesetz in Konflikt geraten, sagte er, wenn sie nicht über die Genehmigung der SEC verfügen.

"Ich glaube, dass ICOs - ob sie nun Wertpapierangebote darstellen oder nicht - für Unternehmer und andere effektive Wege sein können, um Finanzmittel aufzubringen, auch für innovative Projekte", sagte Clayton. "Jedoch muss jede solche Aktivität, die ein Angebot von Wertpapieren beinhaltet, mit den wichtigen Offenlegungen, Prozessen und anderen Anlegerschutzmaßnahmen einhergehen, die unsere Wertpapiergesetze vorschreiben."

DJG/DJN/sha/kla

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