Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Constancio: EZB erfüllt Preisstabilitätsmandat noch nicht

Erscheinungsdatum Website: 13.11.2017 16:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 14.11.2017

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FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Vizepräsident Vitor Constancio hat die anhaltend lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verteidigt. Bei der Euro Finance Week in Frankfurt verwies Constancio auf die nach wie vor zu niedrige Inflation. Außerdem äußerte er Verständnis für das Zögern der Euroraum-Länder bei der Vergemeinschaftung finanzieller Risiken.

"Die Inflation, die das Kernstück unseres Mandats ist, liegt auch nach vier Jahren eines Wirtschaftswachstums oberhalb der Potenzialrate unterhalb unseres Zielbereichs. Wir erfüllen unser Mandat noch nicht, und deshalb muss die Geldpolitik weiterhin sehr akkommodierend sein, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen, die für Wachstum, höhere Löhne und Preise nötig sind", sagte Constancio.

Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im Oktober mit einer Jahresrate von 1,4 Prozent gestiegen. Für 2018 prognostiziert der volkswirtschaftliche Stab der EZB 1,2 Prozent Inflation und für 2019 einen Preisauftrieb von 1,5 Prozent. Die EZB strebt eine mittelfristige Inflation von knapp 2 Prozent an.

Constancio äußerte Verständnis dafür, dass die EU-Kommission kürzlich ihre Ambitionen hinsichtlich der Einrichtung eines gemeinschaftlichen Systems zur Sicherung von Bankeinlagen reduziert hat. "Einige der möglichen Probleme, um die es hier geht, sind tatsächlich sensibel und könnten zu Instabilität führen, wenn sie nicht sorgfältig angegangen werden", sagte er.

Deutschland ist unter den gegebenen Umständen gegen eine solche Vergemeinschaftung. Der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) sagte bei der gleichen Konferenz: "Nur wenn es gelingt, die notleidenden Kredite im gesamten Euroraum auf das gleiche Niveau zu bekommen, kann man darüber nachdenken, über die Einlagensicherung eine weitere Vergemeinschaftung zu wagen."

Der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Thomas Steffen, wies auf die große Kritik aus einigen Ländern an den jüngsten Bemühungen der EZB hin, einen möglichst planmäßigen und raschen Abbau solcher Kredite zu erzwingen. Deutschland teile diese Kritik nicht, denn die EZB tue genau das, was eine gute Aufsicht tun müsse, sagte er.

DJG/hab/bam

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