Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Bank of Japan verschiebt Inflationsziel zum sechsten Mal

Erscheinungsdatum Website: 20.07.2017 17:15:04
Erscheinungsdatum Publikation: 21.07.2017

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TOKIO (Dow Jones)--Die japanische Notenbank erwartet das Erreichen ihres Inflationsziels von 2 Prozent erst im Fiskaljahr 2020. Damit verschob die Bank of Japan ihr Ziel für die Teuerung in der Ägide von Notenbankpräsident Haruhiko Kuroda zum sechsten Mal. Das Inflationsziel soll nun ein Jahr später als bisher vorgesehen erreicht werden.

Für das laufende Fiskaljahr, das bis März 2018 läuft, gehen die Währungshüter nur noch von einer Teuerung mit einer Kernrate von 1,1 Prozent aus. Bislang hatte die Prognose auf 1,4 Prozent gelautet. Im nächsten Jahr sollen es nun 1,5 statt 1,7 Prozent werden. Die Senkung der Inflationsprognose bedeutet, dass die Notenbank wahrscheinlich noch länger an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten wird, während es in anderen Weltregionen Anzeichen für ein langsames Ende der Geldschwemme gibt.

Gegenwärtig keine weitere Lockerung

Bei der Pressekonferenz deutete Kuroda an, dass die Notenbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten will, solange der moderate Preisanstieg anhält. Die Bank of Japan habe beschlossen, ihre gegenwärtige Geldpolitik unangetastet zu lassen, da die Dynamik in Richtung 2 Prozent Inflation nachhaltig sei, sagte Kuroda.

Gegenwärtig sehe er keine Notwendigkeit für eine weitere Lockerung, fügte der Währungshüter hinzu. "Wir können das Inflationsmomentum durch die Beibehaltung der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung aufrecht erhalten, wenn nicht sogar stärken", sagte Kuroda.

Als Kuroda im Frühjahr 2013 an die Spitze der Bank of Japan trat, zeigte er sich sehr optimistisch, dass er in zwei Jahren das Inflationsziel von 2 Prozent erreichen kann. Nun musste er offenbaren, dass er dieses Ziel in seiner Amtszeit, die bis zum 8. April 2018 läuft, verfehlen wird.

Kuroda war von Ministerpräsident Shinzo Abe auserwählt worden, um die hartnäckige Deflation aus Japan zu vertreiben. Die Notenbank kauft jährlich Staatsanleihen im Wert von 80 Billionen Yen. Außerdem verfolgte sie derzeit das Ziel, die Zinsstrukturkurve zu steuern. Dabei hat sie eine explizite Zielrendite in Höhe von null für die zehnjährigen Staatsanleihen formuliert.

Notenbank erhöht Wachstumsprognose

Der geldpolitische Rat votierte mit sieben zu zwei Stimmen, diese Zielrendite beizubehalten sowie den negativen Zinssatz von 0,10 Prozent für kurzfristige Bankeinlagen. Auch das Kaufziel von 80 Billionen Yen wurde bestätigt.

Obwohl sich der Preisdruck in Japan immer noch sehr flau zeigt, gibt es einige Lichtblicke in der Wirtschaft. So hat sich das Wachstum in den jüngsten Quartalen sehr stetig gezeigt. Die Notenbank erhöhte ihre Einschätzung zur Konjunktur und erklärte, die Wirtschaft wachse "moderat". Zuvor hatte es geheißen, die Wirtschaft "wendet sich zu einer moderaten Expansion". Die Notenbank erhöhte ihre Wachstumsprognose für das Fiskaljahr bis März 2018 von 1,6 auf 1,8 Prozent.

Als Gründe für die schwache Inflation sehen die Währungshüter den Wettbewerbs- und Preisdruck, der durch Onlinehändler wie Amazon auf den Einzelhandel ausgeübt wird, sowie die steigende Produktivität in Japan.

Selbst nach der Senkung der Inflationsprognosen sind die Vorhersagen der Bank of Japan immer noch sehr viel optimistischer als die Projektionen aus dem Privatsektor. Ökonomen sagen für dieses Fiskaljahr nur eine Kernteuerung von 0,7 Prozent und für nächstes Jahr von 0,9 Prozent voraus. Manche Analysten haben die Notenbank aufgefordert, ihre Prognosen näher an der Realität zu halten, weil Investoren sonst anfangen könnten, die Glaubwürdigkeit der Analysen in Frage zu stellen.

DJG/DJN/apo/smh/brb

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