Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Trump könnte mit 50- oder 100-jährigen Anleihen ernst machen

Erscheinungsdatum Website: 24.02.2017 14:40:59
Erscheinungsdatum Publikation: 27.02.2017

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WASHINGTON (Dow Jones)--Die neue US-Administration unter Präsident Donald Trump denkt laut über das Auflegen ultralanger Staatsanleihen nach. Laut Marktbeobachtern hat die Häufung von Wall-Street-Akteuren in der neuen US-Regierung somit doch etwas Positives. Denn mit dem Wissen und den Erfahrungen dieser Leute könnte Trump den Steuerzahler in den USA ordentlich entlasten.

Finanzminister Steven Mnuchin, der früher für Goldman Sachs arbeitete, sagte am Donnerstag, er habe seine Mannschaft angewiesen, Fälligkeiten bei US-Staatsanleihen von 50 oder gar 100 Jahren zu prüfen. Der Minister wollte diese Aussagen nicht als "formale Ankündigung" verstanden wissen, aber "ich habe in Gesprächen mit Mitarbeitern gesagt, dass man die Sache im Auge behalten sollte." Aktuell stellen 30-jährige US-Staatsanleihen diejenigen Schuldpapiere mit den längsten Laufzeiten. Andere Staaten wie Frankreich oder auch Kanada begeben Anleihen mit Laufzeiten von bis zu 100 Jahren.

Ultralangläufer für Steuerzahler vorteilhaft

Es sei sinnvoll, Gelder über 50 oder 100 Jahre für einen sehr geringen Zinsaufschlag zu leihen, sagte Mnuchin. Trump selbst hatte die Idee bereits im Mai 2016, als er andeutete, die USA könnten Schulden über eine längere Periode refinanzieren und dabei von den aktuell niedrigen Zinsen profitieren. Damals hatte Trump die Finanzmärkte mit seiner Andeutung geschockt, die Regierung könnte Gläubiger zu Neuverhandlungen über die Staatsschulden zwingen, um bessere Konditionen für den Staat herauszuschlagen. Mnuchins nun gemachter Vorstoß zu 50- oder 100-jährigen Staatsanleihen steht nicht für eine Ablehnung der Haftung bestehender Altschulden oder eine Verlängerung der Laufzeiten bereits emittierter Schuldpapiere. Der Minister habe lediglich das Auflegen entsprechender Langläufer angeregt, heißt es unter Marktbeobachtern.

Aktuell beträgt die durchschnittliche Restlaufzeit der US-Staatsschulden 63 Monate. Rund die Hälfte der öffentlichen US-Schulden muss in den kommenden fünf Jahren refinanziert werden. Papiere im Wert von über 3,3 Billionen US-Dollar stehen allein im kommenden Jahr zur Umschuldung an. Schuldtitel im Volumen von etwas mehr als einer Billion Dollar werden erst nach 2027 fällig. Im Januar hatte die Regierung eine durchschnittliche Zinsrate übers Jahr gerechnet von 2 Prozent an die Gläubiger gezahlt - 2007 hatte der Zinssatz im Schnitt noch bei 4,9 Prozent gelegen.

Regierung könnte sich aktuelles Zinsniveau sichern

Sollten die Zinsen wie allgemein erwartet steigen, zöge auch die Zinslast an. Allein im Jahr 2016 überwies die Regierung Zinszahlungen in Höhe von 233 Milliarden Dollar an die Gläubiger. Bis 2026 dürfte dieser Wert auf 787 Milliarden Dollar klettern, sollte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von aktuell etwa 2,39 Prozent auf dann 4 Prozent steigen. Legte die US-Regierung Rentenpapiere mit Laufzeiten von 50 oder gar 100 Jahren auf, könnte sie sich das aktuell niedrige Zinsniveau entsprechend lange sichern. Hausbesitzer, Geschäftsleute sowie regionale Gebietskörperschaften in den USA nutzen das Niedrigzinsumfeld bereits ausgiebig, doch die Bundesregierung in Washington hält sich bislang zurück.

DJG/DJN/flf/cln

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