Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Volkswagen lässt Abgasskandal hinter sich

Erscheinungsdatum Website: 24.02.2017 14:25:50
Erscheinungsdatum Publikation: 27.02.2017

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WOLFSBURG (Dow Jones)--Man könnte fast schon geneigt sein zu sagen, dass Volkswagen (VW) den Abgasskandal ohne größere Blessuren überstanden hat. Das wäre zwar etwas verfrüht. Der Blick auf die operative Entwicklung des DAX-Konzerns verdeutlicht aber, dass VW auf einem ziemlich stabilen, vielleicht sogar überraschend guten Kurs ist. Die Wolfsburger konnten nicht nur Toyota als weltweiten Spitzenreiter bei den Autoabsätzen ablösen. VW hat 2016 trotz weiterer Aufwendungen für den Skandal um manipulierte Dieselmotoren einen Milliardengewinn erwirtschaftet.

Operativ sollte VW bei allen Marken teils deutliche Zuwächse erzielt haben. Besonders erfreulich für VW-Markenchef Herbert Diess dürfte der Gewinn mit Fahrzeugen der Marke VW im Schlussquartal sein, nachdem vor einem Jahr noch ein Millionenverlust verzeichnet wurde. Ebenso dürften Seat und MAN wieder schwarze Zahlen ausweisen. Insgesamt sollte das Betriebsergebnis im Schlussquartal um etwa ein Drittel und im Gesamtjahr um rund 15 Prozent gestiegen sein. Mögliche weitere Aufwendungen für den Abgasskandal sind in diesen Schätzungen zwar nicht enthalten. Aber auch unter Berücksichtigung dieser Kosten wird VW im Gesamtjahr einen Milliardengewinn erzielt haben. 2015 hatte der Konzern einen Nettoverlust von 1,6 Milliarden Euro verzeichnet.

VW konnte in den USA zuletzt erhebliche Fortschritte bei der Aufarbeitung des Skandals erzielen. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Abgasskandal bisher auf bis zu 22 Milliarden Euro. VW hat gut 18 Milliarden Euro an Rücklagen dafür gebildet. Es könnte daher sein, dass der Autokonzern noch mehr Geld zur Seite legt. Trotz der Fortschritte in den USA ist es aber noch zu früh für eine Entwarnung. In der Aufarbeitung von Dieselgate gibt es insbesondere in Deutschland und Europa weiteres Risikopotenzial, warnte jüngst die DZ Bank. Unsicherheit geht etwa von den vielen Klagen von Anlegern aus, die VW vorwerfen, zu spät über den Skandal informiert zu haben.

Der Machtkampf zwischen Diess und Betriebsrat ist beendet, zumindest fürs Erste. Während der Markenchef offenbar möglichst früh Kosten senken wollte, pochten die mächtigen Arbeitnehmervertreter auf den im vergangenen Jahr geschlossenen Zukunftspakt. Beide Seiten einigten sich, doch der frühere BMW-Manager wird weiter versuchen, die Marke VW nach der niedrigen Rendite von 2 Prozent im Vorjahr wieder auf Profitabilität zu trimmen. Die erwartete gute Entwicklung im Schlussquartal dürfte ihn mutig stimmen.

Im Nutzfahrzeuggeschäft sollten die Wolfsburger weiter an Fahrt aufgenommen haben. Nachdem der operative Gewinn sowohl bei MAN als auch bei Scania schon in den ersten neun Monaten stieg, sollte es im Schlussquartal noch besser gelaufen sein. Nutzfahrzeug-Chef Andreas Renschler hatte sich Mitte 2016 bereits optimistisch für die zweite Jahreshälfte gezeigt.

DJG/kla/sha

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