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China: Wann platzt die Blase?

Erscheinungsdatum Website: 26.10.2016 11:11:10
Erscheinungsdatum Publikation: 27.10.2016

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BEIJING (Dow Jones)--Die Chinesen geben viel Geld aus - insbesondere für Autos und Wohnimmobilien - und halten damit den Wirtschaftsaufschwung am Leben. Doch die Quelle all dieser Gelder könnte bald austrocknen. Die offizielle Wachstumsrate für das dritte Quartal von 6,7% entsprach exakt der in den beiden ersten Vierteljahren. Viele Investoren sehen diesen Wert jedoch als - im besten Fall - Ergebnis einer Datenmassage und im schlimmsten Fall als Witz an.

Während andere Konjunkturindikationen schwanken, spiegelt das Bruttoinlandsprodukt in keinster Weise das Auf und Ab der Wirtschaft wider. Einzeldaten verdeutlichen, wie sich die Old Economy entwickelt. Die Industrieproduktion verlangsamte im September ihr Wachstum auf 6,1 von 6,3% im August. Die Baubeginne von Wohnprojekten sackten um 18%, was als mangelndes Vertrauen von Immobilienentwicklern in die Nachhaltigkeit der aktuellen Marktstärke gewertet werden kann.

In der Tat waren die chinesischen Wohnimmobilienkäufer zuletzt äußerst aktiv. Der Absatz kletterte im September um 61% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Autoverkäufe legten um 29% zu. Dies können tatsächlich Anzeichen dafür sein, dass die Verbraucher mit Anschaffungen nochmal zuschlagen - in der Erwartung, dass die Zukunft nicht mehr ganz so rosig sein wird.

Der Automobilmarkt kam in den Genuss von Steuererleichterungen, was naturgemäß die Nachfrage beflügelt hat. Diese Anreize dürften zumindest teilweise mit Ende dieses Jahres auslaufen.

Durch den lebhaften Häusermarkt wurden Berge von Hypotheken vergeben. Inzwischen haben einige lokale Verwaltungen allerdings die Daumenschrauben für Hauskäufer angezogen. Sie senkten die Beleihungsgrenzen und begrenzten die Möglichkeit, eine weitere Wohnimmobilie zu kaufen. Razzien bei sogenannten "Peer-to-Peer"-Kreditgebern dienen dazu, besonders riskante Kreditformen zu unterbinden.

Es gibt die Annahme, dass chinesische Verbraucher sehr aufs Ansparen bedacht sind. Doch sie setzen auch in zunehmendem Maße auf Kredite. Zudem wachsen die verfügbaren Einkommen nicht mehr so rasant wie früher, zuletzt sichtbar im dritten Quartal. Seit Jahresbeginn gab es sogar einen Rückgang.

Die chinesische Zentralbank hat die Zinsen seit einem Jahr nicht gesenkt und die Mindestreservepflicht der Banken zuletzt im März zurückgenommen. Stattdessen hat sie andere Instrumente genutzt wie Interbankenkredite, um die Kreditvergabe im Fluss zu halten. Doch zuletzt deuteten die Signale darauf hin, dass die Zeit der Lockerungen vorüber ist. Die nächsten Schritte werden Straffungen sein, insbesondere am überhitzten Hypothekenmarkt. Die Verbraucher mögen vielleicht weiter für eine stetige Wirtschaftsentwicklung sorgen, doch die Kredite, auf die sie im wörtlichen wie übertragenden Sinne bauen, dürften weniger werden. Dow Jones

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