Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Deutschland schiebt Wachstum in der Eurozone an

Erscheinungsdatum Website: 24.10.2016 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 25.10.2016

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BERLIN (Dow Jones)--Die Eurozone hat im Oktober das stärkste Wachstum seit Jahresbeginn verzeichnet. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - stieg überraschend deutlich auf 53,7 Zähler von 52,6 im Vormonat, wie das IHS Markit Institut im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Volkswirte hatten einen Anstieg auf lediglich 52,8 Punkte vorhergesagt. Vor allem die höhere Dynamik in Deutschland sorgte für den Wachstumsschub.

Ökonomen werteten die Daten als willkommene Nachricht für die Europäische Zentralbank (EZB). Ab 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes stieg auf 53,3 Punkte von 52,6 im Vormonat. Volkswirte hatten eine Stagnation bei 52,6 Zählern prognostiziert. Im Dienstleistungssektor erhöhte sich die Aktivität ebenfalls. Der Einkäuferindex für den Servicesektor kletterte auf 53,5 Punkte von 52,2 im Vormonat. Ökonomen hatten einen Stand von 52,4 Punkten erwartet.

Weitere Beschleunigung erwartet

"Die Eurozone sendet zu Beginn des vierten Quartals 2016 ein neues Lebenszeichen", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Das stärkste Wirtschaftswachstum seit Jahresbeginn und die zügigste Zunahme der Auftragsbestände seit über fünf Jahren deuten überdies darauf hin, dass sich Wachstum und Beschäftigungsaufbau gegen Ende des Jahres weiter beschleunigen dürften."

Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von rund 5.000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Österreich, Irland und Griechenland. Deutschland blieb im Oktober dank einer deutlichen Konjunkturbelebung führend, hierzulande wurde die zweithöchste Wachstumsrate seit Jahresbeginn verzeichnet. Im Gegensatz dazu verlangsamte sich das Wachstum in Frankreich, wenngleich die Rate die zweithöchste des zurückliegenden Jahres war.

Tapering der EZB rückt näher

Unicredit-Ökonom Edoardo Campanella erkannte "ermutigende Signale" für die EZB. "Die Erholung der Eurozone zeigt sich widerstandsfähig gegenüber dem schwachen Welthandel und den steigenden Ölpreisen, während der Inflationsdruck langsam an Fahrt aufnimmt."

"Alles in allem läuft die Konjunktur im Euroraum rund", urteilte auch Allianz-Volkswirtin Claudia Broyer. "Auch wenn sich die Inflationsraten in den kommenden Monaten zunächst hauptsächlich wegen des ölpreisbedingten Basiseffekts merklich nach oben bewegen, dürfte dies letztlich der Verankerung der Inflationserwartungen gut tun." Anfang Dezember dürfte die EZB die schrittweise Rückführung ihres Kaufprogramms (Tapering) etwas konkreter in Aussicht stellen, ab April 2017 könnte sie dann zur Tat schreiten.

DJG/apo/smh

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