Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Metzler: Dollar könnte bei Trump-Sieg 10% abwerten

Erscheinungsdatum Website: 21.09.2016 16:15:05
Erscheinungsdatum Publikation: 22.09.2016

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FRANKFURT (Dow Jones)--Einen Einbruch des Dollar und fallende Notierungen an den US-Anleihemärkte erwartet das Bankhaus Metzler bei einem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November. Die "sicheren Häfen" Gold, Yen und Schweizer Franken sollten hingegen profitieren. Trumps radikale sowie protektionistische Politikagenda könnte der US-Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen und den Dollar in einer ersten Reaktion um bis zu 10 Prozent abwerten lassen.

Es bestehe die Sorge, dass Trump aufgrund seiner radikalen Haltung "America First" einen Handelskrieg anzetteln könnte und eine beschränkte Zuwanderung die Auswahl an benötigten Arbeitskräften massiv beeinträchtigen würde. Die Finanzierung seiner politischen Ziele - Kritiker sprechen vom größten Fiskalpaket in rezessionsfreien Zeiten - würde zudem ein deutlich höheres US-Haushaltsdefizit nach sich ziehen - nicht ohne Konsequenz für den Greenback, warnen die Analysten.

Trump habe abseits der großen Bühne wiederholt bekräftigt, dass ihm die gegenwärtige Dollar-Stärke ein Dorn im Auge sei, da sie die US-Wirtschaft belaste, führt Metzler weiter aus. "Zusammenfassend erwarten wir bei einem Sieg Trumps zunächst einen deutlichen Vertrauensverlust seitens der Marktteilnehmer und des Auslands, der möglicherweise sogar die Fed veranlassen könnte, ihre derzeitige Tendenz zu vorsichtigen Zinserhöhungen zu überdenken", so Analyst Eugen Keller.

US-Treasurys dürften bei einem Wahlsieg Donald Trumps mit kräftigen Ausschlägen reagieren - kurzfristig seien Renditesprünge von 30 bis 40 Basispunkte (Bp) durchaus vorstellbar. Wichtig für die Entwicklung an den Anleihemärkten werde auch die Frage, wie sich der künftige Präsident die Rolle der Notenbank vorstelle, insbesondere die Frage, ob ein Präsident Trump auch in Zukunft die Unabhängigkeit der Fed respektieren werde.

Eine geänderte Aufstellung der Fed sei zwar nicht von heute auf morgen in die Tat umzusetzen. Doch könnte allein die Idee Trumps, die Unabhängigkeit der Fed massiv einzuschränken, für Beunruhigung sorgen, was internationale Investoren dazu veranlassen dürfte, dem US-Anleihemarkt den Rücken zu kehren, zumindest in einer ersten Reaktion. Der mehr oder weniger konkret angekündigte Handelskrieg mit China könnte zudem zwischenzeitlich zu Kapitalabflüssen führen.

DJG/mpt/cln

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