Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Italien kämpft bei G20 um Rettungsplan für seine Banken

Erscheinungsdatum Website: 29.07.2016 18:11:10
Erscheinungsdatum Publikation: 01.08.2016

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CHENGDU (Dow Jones)--Wenige Tage vor Bekanntgabe der Ergebnisse des europäischen Bankenstresstests hat sich der italienische Finanzminister Pier Carlo Padoan um eine Beruhigung bemüht. Es gebe nur eine sehr begrenzte Zahlen an kritischen Banken in Italien mit einem hohen Volumen an faulen Krediten, für die marktbasierte Lösungen erwogen werden, sagte er am Rande des Treffens der G20-Finanzminister im chinesischen Chengdu.

Investoren blickten, wie ein anderer Vertreter der italienischen Delegation sagte, auf eine Rekapitalisierung gefährdeter Banken, inklusive Banca Monte dei Paschi di Siena SpA, wie auch auf einen Verkauf der notleidenden Kredite der Finanzhäuser.

Die italienische Regierung kämpft derzeit gegen einen Zusammenbruch der schwächsten Banken des Landes und möchte sowohl einen Notverkauf fauler Kredite als auch Verluste von Anleihegläubigern, insbesondere von kleinen Privatinvestoren, verhindern, was den ohnehin angeschlagenen Finanzsektor weiter unter Druck setzen dürfte.

Dabei ist es auch ein Kampf gegen die Uhr. Die Stresstests könnten das Dilemma noch verschärfen, indem sie das volle Ausmaß der Finanzprobleme offenlegten. Dem stellt sich Padoan entgegen: "Die Auswirkungen einer längeren Rezession auf die Bilanzen italienischer Banken sind, in der Gesamtbetrachtung, weitaus geringer als die Angaben, der derzeit zirkulieren."

Zentralbank-Gouverneur Ignazio Visco habe dies auch vor den G20-Finanzministern deutlich gemacht, sagte Padoan. Aus Sicht der Banca d'Italia müssen die insgesamt 360 Milliarden Euro in zwei Kategorien notleidender Kredite aufgeteilt werden. Zum einen jene Schulden, die nicht zurückgezahlt werden können. Zum anderen jene, die voraussichtlich nicht getilgt werden können, überfällig sind oder außerhalb von geduldeten Kreditlinien liegen. Das reduziere das Volumen fauler Kredite auf rund 200 Milliarden Euro, so die Zentralbank. Doch die Banken hätten bereits auf mehr als die Hälfte Abschreibungen vorgenommen und ein Großteil des Rests sei besichert.

Damit verringert sich der aktuelle Rekapitalisierungsbedarf auf einen Wert unterhalb jener 40 Milliarden Euro, die von vielen Analysten geschätzt wird, wie ein Mitglied der italienischen Delegation sagte.

Sollte Italien nach dem Stresstest den Bailout-Vorgaben folgen, müssten die schwachen Banken zerschlagen und heftige Verluste durch die Anteilseigner in Kauf genommen werden. Das könnte auch Privatinvestoren mit nachrangigen Schuldtiteln treffen.

Dies könnte jedoch die Pläne von Ministerpräsident Mateo Renzi für ein Referendum über Verfassungsänderungen unterlaufen. Das wiederum könnte zu seinem Rücktritt und Neuwahlen führen. Daher sucht die Regierung nach anderen Lösungen, von denen jedoch kaum eine den Regeln der europäischen Bankenunion entsprechen dürfte.

DJG/DJN/smh/01.08.2016

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