Finanz- und Wirtschaftsspiegel

Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.

Constancio sieht keine Übertragungseffekte auf Europa durch Fed

Erscheinungsdatum Website: 24.05.2016 17:35:04
Erscheinungsdatum Publikation: 25.05.2016

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Zinserhöhung in den USA würde nach Einschätzung von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio keine negativen Auswirkungen auf die Finanzmärkte des Euroraums haben. "Ich vertraue darauf, dass unsere Politik an den Märkten glaubwürdig ist, so dass es keine Befürchtung geben muss, dass es an den Märkten zu irgendwelchen Übertragungseffekten kommt", sagte Constancio bei der Vorstellung des aktuellen Finanzstabilitätsberichts in Frankfurt.

Dagegen spricht laut Constancio schon die Erfahrung, die es nach der Fed-Zinserhöhung im Dezember 2015 gegeben habe. Er vertraue diesbezüglich auf das Gespür der Märkte für die unterschiedliche Situation in den beiden Wirtschaftsräumen. Dass sich die Lage in den Schwellenländern durch eine Fed-Zinserhöhung verschlechtern werde, sei nicht gesagt, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden.

"Die Zinsen in den USA werden steigen, wenn die wirtschaftliche Lage das erlaubt", sagte Constancio. Wenn die Fed meine, dass sie die Zinsen erhöhen könne, dann deshalb, weil ihre Einschätzung von Wachstum und Inflation das erlaube. "Und das wäre gut für die gesamte Weltwirtschaft", sagte der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Positiv wäre dann auch die Nachricht, dass es einer großen Zentralbank gelungen sei, sich von der Nullzinsgrenze zu lösen.

Ein Anstieg der Leitzinsen oder auch nur eine entsprechende konkrete Erwartung dürften die Renditen von US-Staatsanleihen steigen lasse. Das würde für sich genommen einen gewissen Aufwärtsdruck auf die Renditen europäischer Staatsanleihen nach sich ziehen. Gegen spürbare Effekte spricht allerdings, dass die Zentralbanken des Eurosystems derzeit große Mengen Staatsanleihen kaufen, was die Renditen niedrig halten dürfte.

Allerdings räumte der EZB-Vizepräsident ein, dass eine US-Leitzinserhöhung auf anderem Weg Europa beeinflussen könnte. Eine Leitzinserhöhung könnte eine Risikoneubewertung an den Märkten auslösen, sagte er. Niemand wisse, was im Juni, September oder Dezember passieren werde, es gebe jedoch immer noch große Differenzen zwischen der Markteinschätzung und den Prognosen der FOMC-Mitglieder zum Fed-Zinskurs.

DJG/hab/cln

zurück zur Übersicht